Seit Anfang Juli ist mein Vater nun im Alten- und Pflegeheim. Drei Krankenhausaufenthalte haben dazu geführt, dass er nun komplett bettlägerig ist. Niemand gibt sich Mühe, den Mann wieder auf die Beine zu bekommen. Und ich muss aus der Entfernung mehr oder weniger hilflos zugucken. Jedes Mal, wenn ich meinen Vater besuche, ist sein körperlicher und geistiger Zustand schlimmer geworden. Sie geben ihm "Beruhigungsmittel", weil er sehr unruhig sei. Mein Vater und unruhig? Zeit seines Lebens war er ein Phlegmatiker und äußerst bequemer Mensch, der sich nicht gern bewegte, wenn es nicht unbedingt sein muss.
Nach meinem letzten Besuch bei ihm vor zwei Wochen spielte ich mit dem Gedanken, ihn zu mir, in mein Haus zu nehmen. Hin und her habe ich überlegt, das Für und Wider mit Partner, Hausarzt durchgekaut. Es geht nicht. Erstens geben es die baulichen Voraussetzungen nicht her und zweitens rät mir jeder davon ab, weil ich es auf die Dauer nicht bewältigen können würde, einen mittlerweile sehr dement erscheinenden 81jährigen, unbeweglichen Mann zu versorgen und zu pflegen. Also Warteliste in einem Pflegeheim hier in der Nähe.
Wenn das nur alles wäre. Ich bin dabei, mein Elternhaus zu verkaufen, denn Pflegeheimaufenthalte wollen ja auch finanziert sein. Wir standen schon kurz vor dem Notartermin, als die potenzielle Käuferin aus fadenscheinigen Gründen wieder abspringt. Wenigstens hat mir nun ihre Bank, die die Finanzierung schon komplett vorbereitet hatte, angeboten, den Hausverkauf für mich zu übernehmen.
Wenn da nicht jetzt auch noch der Mieter wäre, der gestern eigentlich hätte ausziehen sollen. Pustekuchen. Er zahlt seit September keine Miete mehr, hat wohl seinen Job verloren und sitzt nun im Obergeschoss im Haus meiner Eltern und scheint nicht vorzuhaben, ausziehen zu wollen. Ein gesunder, 44jähriger Mann, der einen durchaus anständigen Eindruck machte, als ich ihm die Wohnung überließ. Nichts von den Pflichten, die wir im Mietvertrag als Gegenleistung für die lächerlich geringe Miete vereinbart haben, hat er jemals getan: der Garten verwildert immer mehr, die Treppe zu seiner Wohnung hoch starrt vor Dreck und er hockt da oben und reagiert auf meine Anrufe nicht. Mir kommt die Galle hoch und die Tränen schießen mir in die Augen, wie dieser Mensch nun mit dem von meiner Mutter so sehr gepflegten und geliebten Haus umgeht. Nun ja, für solche Emotionen ist kein Platz. Es heißt trotz allem, einen kühlen Kopf zu bewahren und eine Lösung für all diese Probleme zu finden.
Das nur, damit meine geneigte Leserschaft vielleicht versteht, warum es von mir so selten etwas Neues zu lesen gibt. Ich habe einfach wenig Positives zu vermelden und möchte euch nicht mit meinen Sorgen und Problemen langweilen.