Freitag, 23. Juni 2006

Der Geruch

S-Bahn-fahren bringt es mit sich, dass einem dabei die Mitmenschen ziemlich nahe kommen. Und wenn es, so wie zur Zeit, recht heiß ist, dann finden so manche Körperausdünstungen dieser Mitmenschen den Weg in die Nasen der mit ihnen Fahrenden. Diese Geruchserlebnisse gehören mit zu den unangenehmsten Begleiterscheinungen öffentlicher Verkehrsmittel. Zumindest meiner Meinung nach.
Heute Mittag besteige ich also die S 5 nach Germering, um von der Arbeit wieder nach Hause zu fahren. Ich sitze im letzten Wagen ganz hinten. Der Sitz links neben mir bleibt frei, also stelle ich den Stoffbeutel mit meinen Einkäufen vom Viktualienmarkt darauf. Ebenfalls auf diesem Sitz steht die Handtasche der am Fenster sitzenden jungen Frau. Rechts von mir sitzt auf dem Einzelsitz eine etwa 60jährige Frau mit High Heels und Fußkettchen. Naja, warum nicht, wenn's ihr gefällt. Mein Geschmack ist das aber ganz sicher nicht. Mir schräg rechts gegenüber hat ein junges Mädchen Platz genommen, Typ "graue Maus". Ich beachte die Mitfahrerinnen nicht weiter und hole mein SZ-Magazin aus der Tasche, um ein bisschen zu schmökern.
Doch dann dringt er in meine Nase: ein Geruch, der eindeutig nicht von Seife, Deo, Shampoo oder Parfum stammt, sondern eher in die Kategorie Stinkefüße einzuordnen ist. Obwohl, so riecht es eigentlich nicht direkt. Es ist auch kein Schweißgeruch, sondern einfach eine Art von "Duft", der irgendwie meine Nase beleidigt. Verstohlen mustere ich meine Mitfahrerinnen. Wer verströmt dieses zweifelhafte Aroma? Die Dame mit dem Fußkettchen verlässt am Hauptbahnhof den Zug. Sie war's nicht, denn ich habe den Geruch immer noch in der Nase. Eine neue, ziemlich füllige ältere Frau setzt sich mir gegenüber hin. Die kann's ja nun auch nicht sein, denn sie ist ja erst eingestiegen. Die graue Maus steigt aus. Also auch wieder Fehlanzeige. Also kann es ja nur die junge Frau links von mir am Fenster sein. Sie sieht aber überhaupt nicht ungepflegt aus und außerdem verlässt auch sie bei der nächsten Station das Abteil. Der Geruch bleibt. Und ich komme ins Grübeln, ob womöglich mit meiner Nase etwas nicht mehr stimmt. Ich schnuppere am SZ-Magazin. Nö, auch nicht. Ja, rieche etwa ich so? Oder hab ich mich in etwas Stinkendes gesetzt und schleppe das nun mit mir rum? Nein, das scheidet auch aus.
Bei der nächsten Haltestelle muss ich ohnehin aussteigen und als ich mich erhebe, um zur Tür zu gehen, fällt es mir wie Schuppen von den Augen! Natürlich! Jetzt ist alles klar!

Was war's?

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Der Busfahrer? Der Gärtner?

verwirrte Grüße
Anne

Uschi M. hat gesagt…

*lach*
Nein, Anne. Aber ein "deutlicher" Hinweis steht eigentlich im Text. Wie im Krimi...

Anonym hat gesagt…

Die Einkäufe vom Viktualienmarkt?

Uschi M. hat gesagt…

Wir kommen der Sache näher... ;-)

Anonym hat gesagt…

Hast Du Käse gekauft?
So ging es mir nämlich mal und ich war dann mit Käse Schuhe kaufen... Peinlich, peinlich!

lizzy hat gesagt…

Zitat aus: http://www.quarks.de/schweiss/05.htm

Die Jagd auf den Käse war eröffnet, dessen Geruch dem des Schweißfußes am ähnlichsten war. Der heiße Kandidat: Limburger Käse. Im Labortest zeigte sich, dass dessen Geruch für die Mücken am attraktivsten war. Außerden fand Bart heraus, dass die Bakterien des Käses nahe Verwandte der Fußbakterien sind: Sie heißen Brevibacterium linens. Kurze Zeit später gelang es dem holländischen Forscher, den Lockstoff auch künstlich herzustellen. Zurzeit befindet er sich in Afrika, wo er die Wirksamkeit der Mückenfalle testet. Bislang noch ohne Erfolg: Das Original ist bis jetzt noch immer das Beste

Ich tippe folglich: du hast Limburger Käse gekauft :o)

Uschi M. hat gesagt…

Richtig! Einen wahnsinnig leckeren, aber auch ebenso wahnsinnig stinkenden Käse aus Fronkraisch - einen Epoisses!

Kennen gelernt habe ich den durch Kerstin, unsere Wahlfranzösin, die ihn anlässlich eines Besuches bei uns mal mitgebracht hatte. Probiert ihn mal! Ein Traum von Käse, sag ich euch!

Anonym hat gesagt…

Jetzt mußte ich aber lachen, Uschi.
Ich kann mir übrigens gut vorstellen, daß es in Frankreich offiziell verboten ist, mit Epoisses in der Einkaufstasche öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen ;)))